Besitz und Gewohnheit. Zur politischen Anthropologie von Eigentum in der westlichen Moderne

Projektbeschreibung

Das Teilprojekt widmet sich der politischen Anthropologie von Eigentum vom 18. bis frühen 20. Jahrhundert. Es untersucht die in humanwissenschaftlichen Diskursen verbreitete Vermutung, dass Eigentumsordnungen mit je spezifischen Habitusformationen verknüpft sind.

Beginnend mit der kolonialistischen Auffassung einer Ausformung produktiver Gewohnheiten über den Besitz an Boden, blicken wir auf alternierende Vergesellschaftungsmodelle einer Verknüpfung von Privateigentum und Subjektivierung. Dabei fokussiert das Projekt diese Abfolge einerseits im Hinblick auf die in dieser zum Ausdruck kommende sozialökologische Transformation (früh-)moderner Gesellschaften, sowie andererseits mit einem besonderen Augenmerk auf den sozialintegrativen Effekt, den ein frühliberales Denkmuster des Besitzindividualismus seit dem 18. Jahrhundert im westlichen Europa entfaltet.

 

These ist, dass die Vorstellung des Privateigentums ihre frühmoderne Bindung an Grundbesitz im Zuge dessen verliert und immer stärker zu einer auf Konsumgüter bezogenen Idee von Privatbesitz wird.

Die Wissenschaftsgeschichte entsprechender Positionen und ihrer Einbettung in verschiedene Deutungsmuster und Entwicklungslogiken verbindet sich so mit einer gouvernementalitätshistorischen Analyse des (früh-)liberalen Regierens über die Pflege von Besitz. Dabei sollen auch alternative Vorstellungen in den Blick kommen, welche die humanwissenschaftliche Annahme der Emanzipation durch Privatbesitz hinterfragen.

Projektaktivitäten

Veröffentlichungen

  • Bernhard Kleeberg, Anna Möllers und Dirk Schuck (Hrsg.) (2024): Nomad Properties. Political Anthropologies of Nomadism from the 18th Century until Today, Campus, Frankfurt Main/Chicago, (i. E.).
  • Schuck, D.; Bianchi Mancini, S.; Gibson, H.; Vizent, M. (2024): Relating to Landed Property. Frankfurt am Main und Chicago: Campus, (i. E.).
  • Schuck, Dirk (2024): „Agriculture, Property and Habits. A Comparison of Adam Smith and James C. Scott", in: Kleeberg et. al.: Nomad Properties. Political Anthropologies of Nomadism from the 18th Century until Today, Campus, Frankfurt Main/Chicago, (i. E.).
  • Schuck, Dirk (2023): „Zur Genese individueller Selbständigkeit bei John Locke", in: D. Sölch, M. E. Bähr (Hrsg.): Geschichte und Gegenwart der Erziehungsphilosophie, Heidelberg u. Berlin: J. B. Metzler (Springer Verlagsgruppe).
  • Schuck, Dirk (2024): „Letters from an American Farmer: An Eighteenth Century Agrarian Utopia?", in: Bianchi Mancini et. al.: Relating to Landed Property, Campus, Ffm/Chicago, 2024 (i. E.).
  • Möllers, Anna (2023): „The figure of the ‘savage’ and landed property in colonial contexts“, Teil V der Blog-Reihe „Verfügung über Dinge: Historische und aktuelle Perspektiven des Eigentums im Wandel“, in: Blog des Sonderforschungsbereichs „Strukturwandel des Eigentums“. (veröffentlicht am 02.10.2023)
  • Mulsow, Martin (2022): Überreichweiten. Perspektiven einer globalen Ideengeschichte. Berlin: Suhrkamp.
  • Kleeberg, Bernhard (2020): „Factual Narrative in Economics“, in: M. Fludernik; M.-L. Ryan (Hrsg.): Narrative Factuality. A Handbook. De Gruyter, 379-389.

Veranstaltungen

Projektbeteiligte