Florian Peters ist Historiker und arbeitet zur Zeitgeschichte Polens und Ostmitteleuropas. Nach seinem Studium an der Christian-Albrechts-Universität Kiel und der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań wurde er 2014 an der Humboldt-Universität Berlin mit einer Studie zur Geschichtskultur im spätsozialistischen Polen promoviert. Anschließend war er am Institut für Zeitgeschichte München–Berlin und an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) tätig. Seit April 2021 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SFB 294 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und forscht hier zur Gesellschaftsgeschichte der postsozialistischen Transformation in Polen.
Eigenes Forschungsprojekt
Eigentumskonzepte und Eigentumskonflikte in der Privatisierung. Kommunale Selbstverwaltung und kommunales Eigentum im postsozialistischen Polen
Das Teilprojekt B7 befasst sich mit der tiefgreifendsten Umwälzung von Eigentumsordnungen in der jüngsten europäischen Geschichte, nämlich mit der Privatisierung der vormals staatssozialistischen Volkswirtschaften im östlichen Europa seit 1989. Der Fokus meiner Forschung liegt dabei auf Konflikten um privates und kommunales Eigentum im postsozialistischen Polen, die ich mit Hilfe gezielter lokaler Fallstudien untersuche.
Die Institutionalisierung der kommunalen Selbstverwaltung in Polen seit 1990 knüpfte einerseits an wirtschaftsdemokratische Selbstverwaltungskonzepte an, die auf die beispiellose soziale Mobilisierung während der Solidarność-Bewegung 1980/81 zurückgingen. Andererseits fand sie jedoch unter den Bedingungen einer radikal marktwirtschaftlich orientierten makroökonomischen Schocktherapie statt. Indem es die daraus entstehenden Widersprüche und Aushandlungsprozesse auf kommunaler Ebene analysiert, zielt dieses Projekt darauf ab, zur Historisierung der weiterhin virulenten Debatten über Verlauf und Resultate der postsozialistischen Transformationen beizutragen und zugleich das neuerdings wachsende Interesse an kommunalem Eigentum um eine zeithistorische Dimension zu bereichern.
Aktivitäten
Vorträge (in Auswahl)
- Conflicts over Privatisation and Restitution of Property in Post-socialist Poland, Vortrag im Rahmen der SFB-Jahrestagung "Conflicts over Property", Erfurt, 5. Oktober 2023.
- Własność prywatna i przedsiębiorczość w komunizmie: Tezy na temat 'firm polonijnych' [Privateigentum und Unternehmertum im Kommunismus: Thesen zu den 'Polonia-Firmen']. Statement im Rahmen des Workshops "Wyłom w systemie. Firmy polonijne w PRL [Eine Bresche im System.Polonia-Firmen in der Volksrepublik Polen]", Warszawa, 24.-25. März 2023.
- Remnants of Workers’ Self-management. Employee Ownership and Local Self-government in Poland’s Privatisation. Vortrag im Rahmen des Workshops „Transformations of Property in Post-Socialist Eastern Europe: Reconfigurations of Ownership and Alternatives to Private Property“, Jena, 20. Oktober 2022.
- Abgewickelt. Verraten. Für dumm verkauft? Polnische und ostdeutsche Erinnerungen an die postsozialistische Privatisierung als Ressource politischer Polarisierung. Vortrag im Rahmen der Ad-Hoc-Gruppe „Gespaltene Erinnerungen – gespaltene Gesellschaften? Polarisierte Gedächtnisse der postsozialistischen Transformation in Ostdeutschland und Ostmitteleuropa“ auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Bielefeld, 29. September 2022.
- Historicising Post-Socialist Transformations: Reflections on East Germany and East Central Europe. Statement im Rahmen des Discussion Forum on Historicising Post-Socialism, Bratislava, 2.–4. September 2022.
- Auf dem Weg in den „sozialistischen Thatcherismus“? Polens erstes demokratisches Referendum im November 1987. Vortrag im Kolloquium des Zentrums für Interdisziplinäre Polenforschung, Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder, 27. Januar 2022.
Medien und Podcasts
- „Die 'Neue Ostpolitik' - Neubewertung nach dem Angriff auf die Ukraine?“, Redaktionspodcast “Vergangenheitsformen” von H-Soz-Kult, 31.Oktober 2023, online abrufbar via H-Soz-Kult.
- Interview durch Prof. Dr. Felix Wemheuer zu seinem Buch: „Von Solidarność zur Schocktherapie. Wie der Kapitalismus nach Polen kam.“, online abrufbar via Youtube.
Veröffentlichungen
- Von Solidarność zur Schocktherapie. Wie der Kapitalismus nach Polen kam. Berlin: Ch. Links 2023.
- Shock Therapy Mythologies. Contested Memories of Poland’s Balcerowicz Plan. In: Joanna Wawrzyniak / Veronika Pehe (eds.): Remembering the Neoliberal Turn. Economic Change and Collective Memory in Eastern Europe after 1989. London: Routledge 2023, pp. 22–38.
- „Es begann in Danzig“. Polens Transformation von 1989 zwischen städtischer und nationaler Geschichtskultur. In: Christian Groh / Ulrich Nieß / Andreas Mix (Hg.): Stadt und Erinnerungskultur. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2023, S. 233–256.
- Sozialismus, Nation, Westkredite. Nation-building und außenpolitische Orientierungen im staatssozialistischen Polen. In: Bianka Pietrow-Ennker (Hg.): Nationsbildung und Außenpolitik im Osten Europas. Nationsbildungsprozesse, Konstruktionen nationaler Identität und außenpolitische Positionierung im 20. und 21. Jahrhundert. Osnabrück: fibre 2022, S. 355-374.
- Die Verortung der Opfer im Land der Tatorte. Stolpersteine und die polnische Erinnerungskultur. In: Silvija Kavčič et al. (Hg.): Steine des Anstoßes. Die Stolpersteine zwischen Akzeptanz, Transformation und Adaption. Berlin: Metropol 2021, S. 170–192.
- Vom „Polenmarkt“ zum Millionär? Der Markt als Erfahrungsraum und Ordnungsmodell der Transformationszeit in Polen. In: Ulf Brunnbauer / Dierk Hoffmann (Hg.): Transformation als soziale Praxis. Mitteleuropa seit den 1970er Jahren. Berlin: Metropol 2020, S. 108-124, Open Access: https://doi.org/10.15463/ifz-2021-1-8
- Roter Mohn statt Rotem Stern. „Entkommunisierung“ der Geschichtskultur in der Ukraine. In: Osteuropa 66 (2016), Nr. 3, S. 59-77.
- Revolution der Erinnerung. Der Zweite Weltkrieg in der Geschichtskultur des spätsozialistischen Polen. Berlin: Ch. Links 2016.
Lehre
- BA-Seminar „Migration in modern Polish and East Central European history“ (WiSe 2020/21) (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/ Oder)
- MA-Seminar „Rechtsterroristische Attentate der Zwischenkriegszeit in Deutschland und Polen: Rathenau – Narutowicz – Pieracki“ (WiSe 2020/21) (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/ Oder)
- BA-Seminar „Age of Transformation: Economic and Social Change in East Central Europe after 1989“ (SoSe 2020) (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/ Oder)
- MA-Seminar: „Spearheads of ‚Civil Society‘? Dissent and Opposition in Poland and East Central Europe in the 1970s and 1980s“ (SoSe 2020) (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/ Oder)
- Übung mit Exkursion nach Warschau: „Zwischen Krieg und Erinnerung. Warschau im Zweiten Weltkrieg“ (mit Kerstin Bischl, WiSe 2013/14) (HU Berlin)
- Übung: „Kriegsherrschaft und Erinnerung. Ostpolen unter deutscher und sowjetischer Besatzung 1939-1945“ (mit Christian Meier, SoSe 2011) (HU Berlin)