Beteiligung von Forscher*innen des SFB am Vorhaben Nucleus Jena
Bettina Hollstein und Jörg Oberthür sind am Vorhaben „Nucleus Jena, Transfer. Regional.Nachhaltig." beteiligt und forschen hier zu Sharingkonzepten und dem Transfer von Wissen und Ideen in Bezug auf Nachhaltigkeit. Der Fokus liegt hierbei auf der Zusammenarbeit von unternehmerischen, gesellschaftlichen und hochschulischen Akteur*innen.
Das Verbundvorhaben Nucleus Jena Transfer.Regional.Nachhaltig.
Das Ziel des Wissenstransfers
Das Kerngeschäft des Verbundvorhaben Nucleus Jena ist es, den Wissenstransfer zwischen der Forschung und der Gesellschaft zu stärken und dadurch technologische, soziale und wirtschaftliche Innovation zu generieren. Der Wissenstransfer ist dahingehend von Bedeutung, da durch diesen nachhaltige Konzepte für Wirtschaft, Wissenschaft und Politik entwickelt und bestehende Grenzen und Limitierungen durchbrochen werden können. Es wird ermöglicht, wirtschaftliche, ökologische und soziale Zukunftsfragen zu klären und nachhaltige Lösungen zu generieren.
Das Verbundvorhaben ist anwendungsorientiert ausgelegt. Dadurch können Hürden im Bereich des Wissensaustausches über disziplinäre, kulturelle und institutionelle Grenzen hinweg abgebaut werden und die außerwissenschaftlichen Akteure besser integriert werden. Dementsprechend wird der Wissensaustausch nicht als ein einseitig gerichteter Prozess von der Wissenschaft in die Gesellschaft oder Wirtschaft verstanden, sondern als multidirektionaler Austausch mit dem Ziel, Innovationskultur nachhaltig zu verankern und das Innovationspotenzial regional zu entwickeln.
Warum Ostthüringen?
Im ländlichen Raum Ostthüringens besitzen Unternehmen aufgrund der geographischen Lage meist weniger Verbindungen zu wissenschaftlichen Einrichtungen. Durch den Mangel eigener Ressourcen für Forschung und Entwicklung besteht die Gefahr, dass diese Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit aufgrund sich rasant ändernder Rahmenbedingungen verlieren. Erschwerend kommt ein massiver Fachkräftemangel in den Unternehmen hinzu. Es bleiben viele Innovations- und Wachstumspotenziale ungenutzt. Die Zielregion des Verbundvorhabens Nucleus Jena, Ostthüringen, ist stark geprägt durch den Wissenschaftsstandort Jena und die sich im Profil ergänzenden Hochschulen Ernst-Abbe-Hochschule (EAH) und Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU). Die Hochschulen mit ihren Forschungseinrichtungen sowie die international bekannten Hightech-Unternehmen (z.B. Carl Zeiss AG, Schott AG oder Jenoptik AG) und die zahlreichen ansässigen, hochinnovativen, kleinen wie mittleren Unternehmen tragen zur enormen Innovationskraft Jenas bei.
Strukturelle Konzeption des Verbundvorhabens
Im Kontext von fünf konstituiven sowie fünf interdisziplinär angelegten, anwendungsorientierten Teilvorhaben werden bedarfsgerechte Maßnahmen und Innovationsprojekte umgesetzt, um die strukturellen und wissenschaftlichen Profile der beiden beteiligten Hochschulen zu schärfen. Die Fokussierung auf die Themen Regionalentwicklung und Nachhaltigkeit unter aktiver Einbindung von Akteur*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft dienen auch der Strukturförderung des Innovationssystems Ostthüringen dienen. Die intensive Einbeziehung von externen Partner*innen in den Aufbau von Beteiligungsformaten sowie die Erarbeitung von Lösungen für konkrete Fragestellungen aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft sollen die Innovationsfähigkeit der Hochschulen und der Region sichtbar verbessern und Ostthüringen als Modellregion für den Ideen-, Wissens- und Technologietransfer erschließen.
Das transformative Potenzial des Teilens
Strukturelle Konzeption des Verbundvorhabens
Das federführend durch Jörg Oberthür und Bettina Hollstein vertretene Teilvorhaben „Das transformative Potenzial des Teilens“ zielt mit dem Transfer von Wissen und Ideen auf Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ab. Ausgehend von der Annahme, dass Sharing-Konzepte einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigkeitsorientierten Transformation leisten können, soll die aktuelle Forschung zu Sharing Economies im Rahmen des SFB TransRegio 294 „Strukturwandel des Eigentums“ an der FSU und der Universität Erfurt nicht nur in Form von Wissenstransfer, sondern in praktischen Mikroprojekten in die Gesellschaft getragen werden. Hierfür werden die Erfahrungen des „Innovationsnetzwerks Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (InnoNet) an der Universität Erfurt genutzt. Damit ermöglicht das Vorhaben die Zusammenarbeit von unternehmerischen, gesellschaftlichen und hochschulischen Akteur*innen und erprobt soziale und technische Innovationen des Teilens sowie die Erfolgsfaktoren und Hinderungspotenziale für deren Adaption und Vermittlung. Im Nucleus-Verbund steht dieses Teilvorhaben für eine gesellschaftliche Perspektive auf Nachhaltigkeitsfragen.
Teilbereiche des geplanten Vorhabens
Im ersten Teilbereich nutzt das Vorhaben die Forschung des SFB-Teilprojekts C06 „Dinge verfügbar machen. Eigentum als spezifische Form der Weltbeziehung“. Das Projekt untersucht, welche Potenziale und Widerstände sich für ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeitstransformationen in Sharing Economies ergeben. Der Fokus liegt hierbei auf der Nachfragenseite, auf den Selbst-, Sozial-, und Dingverhältnissen der Nutzer*innen. Die gewonnenen Ergebnisse sind für die Akteure relevant (ökonomische, politische und zivilgesellschaftliche), die im Rahmen von aktuellen sozial-ökologischer Transformationsprozessen Anpassungs- und Innovationsleistungen erbringen müssen (z.B. Änderungen von politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen bezüglich des Eigentums). Die Ergebnisse sollen in einem „Sharing Symposium Thüringen“ eingebracht werden und für die Akteure der untersuchten Anwendungsfelder (z.B. Car-Sharing) nutzbar gemacht werden.
Im zweiten Teilbereich werden mit Unterstützung von InnoNet reale Mikroprojekte zur Thematik des Teilens von Studierenden mit Praxispartner*innen im Bereich der Nachhaltigkeit durchgeführt. Die außeruniversitären Praxispartner*innen erhalten dadurch die Möglichkeit, innovative Ideen im Kontext der Sharing Economy mit Hilfe der Studierenden zu erproben und Erfolgsbedingungen zu ermitteln. Dieses an der Universität Erfurt erprobte Format soll für die Studierenden der Jenaer Hochschulen geöffnet und um Praxispartner*innen aus der Wirtschaft und der Region Ostthüringen erweitert werden.
Das in 2023 geplante „Sharing Symposium Thüringen“ führt Praxispartner*innen und die jeweiligen Ergebnisse und Erfahrungen aus den Mikroprojekten und der Forschung zusammen und vernetzt dabei vier Akteursgruppen: (i) Praxispartner*innen, die im Rahmen von Mikroprojekten bereits mit Studierenden zusammenarbeitet haben, (ii) Praxispartner*innen aus dem Nucleus-Netzwerk, die sich zu Sharing-Themen informieren oder engagieren möchten, (iii) Akteur*innen aus dem Umfeld der Sharing Economies, welche im Fokus der Forschung des SFB-Projekts stehen und (iv) die Forschenden und Studierenden der Jenaer Hochschulen. Im Symposium wird ‚Teilen‘ methodisch durch im Zuge des Teilvorhabens entwickelte innovative und alternative Vermittlungs- und Vernetzungstools in die Veranstaltung integriert. Die Forschungsergebnisse dienen in diesem Zusammenhang als konkrete Anwendungsfälle eines Transfermodells, das zukünftig auch für weitere Forschungsfelder und Praxiszusammenhänge adaptiert werden kann. Gleichzeitig handelt es sich beim ‚Teilen‘ um eine gesellschaftsweit hochgradig aktuelle Thematik, sodass das Symposium als Pilotprojekt unmittelbaren Praxisoutput generiert.
Darüber hinaus werden die Transferaktivitäten des Projektes durch zwei weitere Aktivitäten verstetigt und ausgebaut: Vertreter*innen der vier genannten Gruppen sollen im Rahmen eines Ergebnisworkshops den begonnenen Dialog fortführen. Dieser dient der Reflexion und Vorbereitung der Ergebnisdokumentation. Der Fokus liegt dabei auf der Auswertung und Nutzbarmachung der Erkenntnisse für regionale Praxispartner*innen, insbesondere für Unternehmen und richtet sich nach deren Bedarfen. Die Ergebnisse werden als Best Practice-Leitfaden in einem digitalen Format zur Verfügung gestellt, das kontinuierlich aktualisiert wird.
Transformative Wirkung des Vorhabens
Durch das Teilvorhaben soll Wissen über Teilen und Sharing Economies mit Blick auf Innovationspotenziale für Transformationsprozesse der Nachhaltigkeit für die Region und insbesondere für die Wirtschaft praktisch erprobt und verfügbar gemacht werden. Diese haben transformative Wirkungen: 1) für die Praxispartner*innen, die neue Ideen der Studierenden entwickeln und erproben können; 2) für die Studierenden, die Kompetenzen erwerben und Selbstwirksamkeitserfahrungen machen, und schließlich 3) für die Hochschulen selbst, die ihre Lehre und Forschung im Kontakt mit den Praxispartner*innen auf gesellschaftliche Belange hin orientieren.