Wildtiere als Ware und mehr-als-menschliches Eigentum: Zum Modell der Umweltverantwortung in Namibia Zum Modell der Umweltverantwortung in Namibia

Projektbeschreibung
Auch wenn solche Wildtierreservate örtlich begrenzt und kommunal ausgerichtet sind und einen geringen Umfang haben, stellen sie doch eine überlokale politische Innovation dar, die an der Schnittstelle mehrerer politischer Entscheidungsebenen entsteht und verschiedene Ziele miteinander verbindet – Integration, Anerkennung, wirtschaftliche Chancen und ländliche Entwicklung auf der einen Seite, Umweltschutz und Erhalt der Biodiversität auf der anderen. Die kommunalen Wildreservate spielen eine wichtige Rolle, was die globalen Bemühungen zum Schutz bedrohter Arten betrifft, sind aber zugleich für den Safaritourismus von Bedeutung, und damit sind sie in ein Netzwerk eingebettet, das – über Regulierungsstrukturen, Märkte, wissenschaftliche Wissensproduktion und mediale Repräsentationen – eine Vielzahl externer und heterogener Akteure weltweit (Wissenschaft, Geldgeber, NGOs, die Weltöffentlichkeit, Tourist:innen und Jäger:innen) miteinander verbindet.
Das Projekt legt auf Basis mehrerer in den Rahmen der Grounded Theory integrierter qualitativer Methoden eine detaillierte und dichte Einzelfallanalyse der formalen Eigentumsverhältnisse eines Wildschutzgebietes vor. Dabei soll sich auf zwei Gruppen neuartiger Eigentumsverhältnisse konzentriert werden. Erstens untersucht das Projekt Rechte, Nutzungen und andere Formen der Aneignung rund um Wildtiere und erklärt die Koexistenz nicht-menschlicher Eigentumselemente (Lebensraumrechte von Tieren) und der Kommerzialisierung von Wildtieren im Safaritourismus und der Trophäenjagd. Zweitens untersucht das Projekt die gemeinschaftlichen Eigentumsrechte von Naturschutzgemeinschaften, um festzustellen, ob sie innovative Regelungen zu Kollektiveigentum enthalten. In erster Linie soll das Projekt analysieren, welche Verteilung von Eigentumsrechten eine passende Antwort auf die Notwendigkeit darstellt, Naturschutz mit den Anforderungen sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Entwicklung zu verbinden, und wie die hybride Konstellation menschlicher und nicht-menschlicher Eigentumsrechte eine verantwortungsvolle Nutzung der Umwelt ermöglicht. Das Projekt untersucht, wie lokale Gemeinschaften innerhalb des Netzwerks aus verschiedenen Akteuren und Regierungsebenen und den konkurrierenden Logiken von Umweltschutz, marktbasierter wirtschaftlicher Nutzung und sozialer Gerechtigkeit ihre Rolle als für eine gewissenhafte Nutzung der Natur verantwortliche Institution aushandeln. Das Projekt leistet somit einen Beitrag zum Verständnis der Dynamiken der sozioökologischer Transformation des Globalen Südens, die aus konkurrierenden Logiken und Dynamiken ökologischer und sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Entwicklung resultieren.