| Friedrich-Schiller-Universität; Jena | Workshop

„Eigentum und Eigentumspolitik im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik“

Dieser Workshop wird von Teilprojekt A04 organisiert. 
Kontakt: roman.birke@uni-jena.de

Das Teilprojekt A04 des SFB294 lädt am 2. und 3. November 2023 zu einem Workshop an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, bei dem die Bedeutung von materiellen und immateriellen Eigentumsformen in ihren sozialen, rechtlichen, wirtschaftlichen, und kulturellen Dimensionen im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik erörtert wird. Eingeladen werden Arbeiten in allen Stadien der Bearbeitung, die sich mit dem Thema aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven beschäftigen.

Leitende Fragen des Workshops sind:
• Welche Vorstellungen von Eigentum wurden in den rechtlichen Grundsätzen der Zeit (Bürgerliches Gesetzbuch, Weimarer Reichsverfassung, etc.) verankert und welche ideologischen und gesellschaftspolitischen Konflikte wurden darüber ausgetragen?
• Wie ist die sozialpolitische Dimension zu fassen, die von einer Verantwortung von Eigentümern ausgeht, zum gesellschaftlichen Wohl beizutragen?
• In welchem Spannungsverhältnis standen die im Deutschen Kaiserreich geltenden Eigentumsvorstellungen mit jenen in den deutschen Kolonien in Afrika und in der Südsee?
• Welche Rolle kam Gerichten und anderen Ordnungsinstitutionen bei der rechtlichen Verankerung und Durchsetzung der Ideen von Eigentum zu?
• In welcher Form zeigten sich Eigentumsverständnisse in kulturellen Repräsentationen und wie beeinflussten kulturelle Vorstellungen die Kodifizierung von Eigentum?


Quer zu diesen Fragen liegen Aspekte der Forschung, die besonders auf Dimensionen von Geschlecht und „Rasse“ eingehen.
Der Workshop schließt an Arbeiten an, die davon ausgehen, dass sich in der jeweils regional und historischen spezifischen Kodifikation von Eigentumsrechten gesellschaftliche Normen ausdrücken. Diese Normen waren jedoch nicht starr, sondern regelmäßigen Änderungen unterworfen. Das Interesse des Workshops geht somit in zwei Dimensionen über die Feststellung hinaus, dass in modernen Formen des Eigentumsrechts der Besitzer einer Sache unbeschränkt über sie verfügen konnte. Erstens war die konkrete politische Gestaltung dieser abstrakten Idee abhängig von regionalen und zeitlichen Gegebenheiten – gerade mit Blick auf den Kolonialismus. Auch wurde die unbeschränkte Verfügungsgewalt über Eigentum immer wieder gesellschaftlich herausgefordert und politisch eingeschränkt. Zweitens war die polizeiliche und gerichtliche Durchsetzung von Eigentumsvorstellung zwar gelebte Realität. Die Langlebigkeit des Privateigentums kann jedoch nicht ohne den Verweis auf Alltagshandlungen und -praktiken erklärt werden, die dessen bedeutende und bisweilen hegemoniale Stellung im gesellschaftlichen Diskurs begründet haben.

Gemeinsam sollen die Präsentationen den Workshop in die Lage versetzen, Diskussionen über die Bedeutung von Eigentum in der Geschichte zu führen. Kritisch soll dabei mitreflektiert werden, mit welchen historiographischen oder anderen geistes- und sozialwissenschaftlichen Methoden auf die gesellschaftliche Bedeutung von Eigentum fokussiert werden kann ohne vereinfachende Ideen von ökonomischer Basis und kulturellem Überbau zu übernehmen.

Die Anreise und Unterbringung der TeilnehmerInnen wird finanziert.

Programm zum downloaden