Dr. Florian Peters

Florian Peters ist Historiker an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und arbeitet zurGeschichte des östlichen Europas im 20. Jahrhundert. Nach seinem Studium in Kiel und Poznań wurde er an der Humboldt-Universität Berlin mit einer preisgekrönten Studie zu Holocaust-Erinnerung und Geschichtspolitik in Polen promoviert. Es folgten Stationen als Postdoc auf einer DFG-geförderten Eigenen Stelle am Institut für Zeitgeschichte München–Berlin und an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Seit 2021 forscht er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im SFB 294 zu den postsozialistischen Transformationen der Eigentumsregime in Polen und in der Ukraine. Seine Forschungsinteressen kreisen um die Frage, wie moderne Gesellschaften tiefgreifenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandel sinnstiftend gestalten. 

 

Ein Bild von Dr. Florian Peters.

Forschungsprojekt

Sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Privatisierung und kommunale Selbstverwaltung im postsozialistischen Mittel- und Osteuropa

Das Teilprojekt B07 befasst sich mit der tiefgreifendsten Umwälzung von Eigentumsordnungen in der jüngsten europäischen Geschichte: der Privatisierung der vormals staatssozialistischen Volkswirtschaften im östlichen Europa seit 1989. Der Fokus meiner Forschung liegt dabei auf Konflikten um öffentliches, privates und kommunales Eigentum, die ich in einem ersten Schritt mit Hilfe lokaler Fallstudien in Polen untersucht habe.

Die Institutionalisierung der kommunalen Selbstverwaltung in Polen seit 1990 knüpfte einerseits an wirtschaftsdemokratische Selbstverwaltungskonzepte an, die auf die beispiellose soziale Mobilisierung während der Solidarność-Bewegung 1980–81 zurückgingen. Andererseits fand sie jedoch unter den Bedingungen einer ausgeprägt neoliberalen makroökonomischen Schocktherapie statt. Indem es die daraus entstehenden Widersprüche und Aushandlungsprozesse auf kommunaler Ebene analysiert, zielt das Projekt darauf ab, zur Historisierung der weiterhin virulenten gesellschaftlichen Debatten über Verlauf und Resultate der postsozialistischen Transformationen beizutragen. Zugleich möchte es das neuerdings wieder wachsende Interesse an kommunalem Eigentum um eine zeithistorische Dimension bereichern.

In der zweiten Förderphase kontextualisiere ich meine Befunde zu Polen anhand einer vergleichenden Perspektive auf Privatisierungsdebatten und -konflikte in der postsowjetischen Ukraine. Forschungsleitend ist dabei die Annahme, dass die relative Schwäche staatlicher und zivilgesellschaftlicher Institutionen dort einen sozialpaternalistischen, von lokalen und regionalen Elitennetzwerken dominierten Transformationspfad begünstigte.

Aktivitäten

 

Veröffentlichungen

Aktuelle wissenschaftliche Publikationen
  • Peters, Florian (2025b): „“Small Group, Big Business”: Imagining Capitalism and Capitalists in Late Socialist Poland", in: Agnes Arndt / Kerstin Maria Pahl (eds.): Capitalist Cold. On Callousness and Other Economic Emotions in Europe and the United States, London: Routledge, pp. 179–203, Open Access: https://doi.org/10.4324/9781003351955-11.
  • Peters, Florian (2025a): „“They all talk about free market, but…” Concepts of Ownership Transformation and Privatization in Post-Socialist Poland and East-Central Europe“, in: Martin Schulze Wessel / Darina Volf (eds.): Changing Times, Persisting Legacies. The Uneven Development of East-Central Europe since 1989, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2025, pp. 89–111.
  • Peters, Florian (2024c): „Zweierlei Wiederaneignung der postsozialistischen Stadt. Kommunale Selbstverwaltung und Privatisierung in Polen in den 1990er-Jahren“, in: Berliner Journal für Soziologie, 34 (2024), H. 4, S. 489–513, Open Access: https://doi.org/10.1007/s11609-024-00540-5.
  • Peters, Florian (2024b): „Old Walls Crumble, New Barriers Appear. Polish Perspectives on German Reunification and European Integration“, in: Kiran Klaus Patel (Hrsg.): Tangled Transformations. Unifying Germany and Integrating Europe, 1985–1995, Toronto: University of Toronto Press 2024, 56–82.
  • Peters, Florian (2024a): „Shock Therapy Mythologies. Contested Memories of Poland’s Balcerowicz Plan“, in: Wawrzyniak, J.; Pehe, V. (Hrsg.): Remembering the Neoliberal Turn. Economic Change and Collective Memory in Eastern Europe after 1989, London: Routledge, 22–38.
  • Peters, Florian (2023a): Von Solidarność zur Schocktherapie. Wie der Kapitalismus nach Polen kam, Berlin: Ch. Links.
  • Peters, Florian (2023b): „Inflation und Schocktherapie. Polnische Transformationserfahrungen“, in: Mittelweg 36, Nr. 6/2023, 108–126.
  • Peters, Florian (2023c): „Neoliberal Takeover? How the Social History of Economic Ideas Contributes to Historicising Post-socialist Transformations“, in: Forum Historiae 17 (2023), Nr. 2, 58–69. DOI: 10.31577/forhist.2023.17.2.5.

Komplette Liste der Veröffentlichungen herunterladen.

Medien und Podcasts
  • Property rights versus tenants: Interview mit Beata Siemieniako zur Restitution von Mietshäusern in Polen. Episode der Podcasts „Urban Political“ und „appropriate“, 30.11.2023.
  • „Die Ukraine, die Ambivalenzen des Nationalismus und wir.“ Essay für Zeitgeschichte-online, 27.11.2023.
  • „Die 'Neue Ostpolitik' - Neubewertung nach dem Angriff auf die Ukraine?“, Redaktionspodcast “Vergangenheitsformen” von H-Soz-Kult, 31.Oktober 2023, online abrufbar via H-Soz-Kult.
  • Interview durch Prof. Dr. Felix Wemheuer zum Buch: „Von Solidarność zur Schocktherapie. Wie der Kapitalismus nach Polen kam.“, online abrufbar via Youtube

Vorträge (Auswahl)

  • „(Neo)liberals against property claims: Contentious privatisation and protracted restitution in post-socialist Poland”, Vortrag im Rahmen der Konferenz “Dynamics of Property Change in Eastern Europe”, Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde / Martin-Opitz-Bibliothek, Herne, 16. Oktober 2025.
  • „Interim capitalism from below: Informal markets and the shifting of economic imaginaries in late and post-socialist Poland”, Vortrag auf dem XI World Congress des International Council for Central and East European Studies, University College London, 21. Juli 2025.
  • „Radikale Schocktherapie, behutsame Privatisierung: Polens Weg in den postsozialistischen Kapitalismus“, Vortrag an der Forschungsstelle Transformationsgeschichte, Universität Leipzig, 14. Juli 2025.
  • „‘Alle reden vom freien Markt, aber…’ Zur Historisierung der neoliberalen Transformation in Ostmitteleuropa nach 1989“, Vortrag im Rahmen des Workshops „‘Neoliberalismus’ als Deutungsparadigma der neuesten Zeitgeschichte“, Institut für Zeitgeschichte München, 29. April 2025.
  • „Communist direct democracy vs. liberal shock therapy: IMF-style "structural adjustment" and democracy in Poland“, Vortrag im Rahmen der Konferenz „The Bretton Woods Twins and Structural Adjustment Programs in the Era of Neoliberal Globalization“, Corvinus-Universität Budapest, 28. September 2024.
  • Vorträge und Diskussionen zum Buch „Von Solidarność zur Schocktherapie“ an den Universitäten Warschau, Köln, Wien, Tübingen und Heidelberg.
  • „New Borders after the Fall of the Wall: Polish Perspectives on Europe and the West after 1989“, Impulsvortrag im Rahmen des 12. Europäischen Geschichtsforums "When does contemporary history begin? The historical-scientific examination of the 1990s in Eastern and Southeast Europe", Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin, 22. Mai 2024.
  • „Seit’ an Seit’ und doch getrennt. Die schwierige polnisch-ukrainische Nachbarschaft während des Staatssozialismus", Vortrag im Rahmen des 6. Kongress Polenforschung, Dresden, 16. März 2024.
  • „German-Polish relations in the context of 1989/90 and the reunification of Germany", Diskussionsbeitrag im Rahmen des Panels „Geopolitics of memory in contemporary German-Polish relations“, University of Cambridge, 5. März 2024.

Lehre

  • BA-Seminar „Migration in modern Polish and East Central European history“ (WiSe 2020/21) (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/ Oder)
  • MA-Seminar „Rechtsterroristische Attentate der Zwischenkriegszeit in Deutschland und Polen: Rathenau – Narutowicz – Pieracki“ (WiSe 2020/21) (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/ Oder)
  • BA-Seminar „Age of Transformation: Economic and Social Change in East Central Europe after 1989“ (SoSe 2020) (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/ Oder)
  • MA-Seminar: „Spearheads of ‚Civil Society‘? Dissent and Opposition in Poland and East Central Europe in the 1970s and 1980s“ (SoSe 2020) (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/ Oder)
  • Übung mit Exkursion nach Warschau: „Zwischen Krieg und Erinnerung. Warschau im Zweiten Weltkrieg“ (mit Kerstin Bischl, WiSe 2013/14) (HU Berlin)
  • Übung: „Kriegsherrschaft und Erinnerung. Ostpolen unter deutscher und sowjetischer Besatzung 1939-1945“ (mit Christian Meier, SoSe 2011) (HU Berlin)

Teilprojekte