Financialization and Water Security: The Ecological Limits of Property

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Das Teilprojekt untersucht die Finanzialisierung des Wasserhaushalts als eine „frontier of financialization“, an der die Ausdehnung finanzieller Valuierungen und Verkettungen umstritten und unsicher ist. Basierend auf den Ergebnissen der ersten Förderphase wird diese „frontier of financialization“ als eine „frontier of propertization” verstanden. In der ersten Förderphase konnten wir zeigen, dass die Finanzialisierung des Wohnraums auf der Intensivierung einer Dimension des Eigentums, seiner Vermögensform, beruht. Für diesen Prozess ist eine Politik der selektiven und hierarchisierenden Absicherung von Werten, Verbindlichkeiten, sowie Zukunftsrisiken entscheidend. Können wir auch im Fall der Wassersicherheit eine politisch etablierte, selektive Sicherung von finanziellen Eigentumstiteln an Ökosystemdienstleistungen erkennen? Oder wird Eigentum an Land und an Wasserrechten im Blick auf ökologische Bedingungen sensibilisiert und in der Folge politisch neu ausgelegt?
Das Teilprojekt widmet sich Europa als einem politisch-ökologischen Raum der Wassersicherheit und gliedert sich in drei Arbeitsvorhaben: Im ersten Arbeitspaket wird mittels der Methoden der Diskursanalyse und qualitativer Expert:innen-Interviews eine emergente Gouvernmentalität der Wassersicherheit auf der programmatischen Ebene europäischer Regulation erforscht. Das zweite Arbeitspaket untersucht mittels einer „multi-sited ethnography“ am Beispiel des Moorschutzes in Niedersachsen und Schottland, wie sich die europäischen Programme der Wassersicherheit und der „nature based finance“ in konkreten Konflikten um die Nutzung und den Wert von Landeigentum niederschlagen. Das dritte Vorhaben wechselt auf die Ebene der Stadt und ihres Umlandes am Beispiel Berlins. Um die Wasserversorgung in der Stadt zu gewährleisten, muss die hydrologische Verbundenheit mit dem Umland neu in die Planung der Wasserversorgung einbezogen werden. Die Finanzierung der anstehenden Investitionen wird im Kontext knapper öffentlicher Kassen über grüne Schuldanleihen für Finanzmärkte bereitgestellt. Das Projekt erforscht ethnographisch den widersprüchlichen Zusammenhang zwischen der Sorge um die hydrologische Verbundenheit und der Herausgabe finanzialisierter Eigentumstitel.
Das Teilprojekt will die empirischen Ergebnisse auf die Frage hin bündeln, ob und inwiefern Wassersicherheit und Finanzialisierung einen ökologischen Strukturwandel des Eigentums bedingen. Die Diagnose eines ökologischen Strukturwandels des Eigentums knüpft an die These von Pierre Charbonnier an, dass das frühmoderne liberale Eigentumsdenken eine vergessene, konstitutive Ausrichtung auf die räumlich-materielle und damit ökologische Bedingtheit politischer Ordnung hatte. Das Teilprojekt fragt, ob in der gegenwärtigen, spätmodernen Gesellschaft Ökologie wieder zum Kern der Eigentumsfrage werden könnte.