Event report
to the cooperation event “Mein? Dein? Unser? Interdisziplinäre Perspektiven auf die Bedeutung des Eigentums für die sozial-ökologische Transformation”.
"Mein? Dein? Unser? Interdisziplinäre Perspektiven auf die Bedeutung des Eigentums für die sozial-ökologische Transformation" – ein Nachbericht
Eigentum spielt eine zentrale Rolle in modernen Gesellschaften und ist Teil unseres tagtäglichen Lebens. Gleichzeitig unterscheiden sich Eigentumsstrukturen, - akteure, - ordnungen und -wirkungen stark voneinander und sind Teil großer Veränderungen im Kontext sozialer Transformationen. Der besonderen Bedeutung von Eigentum in und für eine sozial-ökologische Transformation haben sich am 19. und 20. Oktober 2022 Promotionsstipendiat:innen des "Forschungsclusters Transformationsforschung" der Heinrich-Böll-Stiftung und Mitglieder des Sonderforschungsbereiches „Strukturwandel des Eigentums“ genähert. Die zweitätige Kooperationsveranstaltung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena hatte das Ziel das Wissen rund um Eigentumskonzepte zu erweitern, die eigene Forschung in der Verbindung Eigentum und sozial-ökologischer Transformation einzubringen und die Teilnehmenden zu vernetzen.
Um auf den Geschmack zu kommen und sich diesem komplexen Thema etwas mehr anzunähern, hat ein kleines Team die Veranstaltung mit einer Vorstellung der Gemeinschaftspublikation „The diversity of property: a potential for a social-ecological transformation“ eröffnet. Mit Perspektiven aus vier unterschiedlichen Disziplinen wurde schnell sichtbar, wie unterschiedlich und vielfältig Verständnissen des Eigentumsbegriffs und verschiedene Eigentumsstrukturen aufgefasst und gestaltet werden können.
Um dieser (interdisziplinären) Vielfalt besser gerecht werden zu können und dennoch in Kernbereichen ins Detail gehen zu können, wurde während der zwei Tage in Kleingruppen an den drei Themensträngen „Natürliche Ressourcen“, „Unternehmen, Organisationsstrukturen und Arbeit“ und „Rolle des Staates“ intensiver gearbeitet. Dabei war der Fokus auf Chancen und Herausforderungen von in den jeweils verankerten Eigentumsstrukturen für eine erfolgreiche sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft.
Innerhalb des Themenstrangs "Natürlichen Ressourcen" konnten sich die Teilnehmenden über die Rolle von Eigentumsstrukturen für eine nachhaltige Nutzung von erneuerbaren und nicht-erneuerbaren natürlichen Ressourcen austauschen. In verschiedenen interaktiven Diskussionsformaten ergab sich ein breites Themenspektrum entlang verschiedener Fragen, wie zum Beispiel: Welche Eigentumsstrukturen fördern eine nachhaltige Ressourcennutzung? Wie wichtig sind dezentrale (Eigentums-)Strukturen für die Akzeptanz der Energiewende? Welchen Einfluss hat die Privatisierung von natürlichen Ressourcen auf ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit? Für gemeinschaftlicher Landbesitz zu geringerem Ressourcenverbrauch?
Im Themenstrang "Unternehmen, Organisationen und Arbeit“ lag der Schwerpunkt auf Eigentumsstrukturen in wirtschaftlichen Zusammenhängen und Organisationen, meist in der Form von Unternehmen. Nach einer kleinen "Bestandsaufnahme" des Status Quo wurde schnell deutlich, dass es Eigentumsstrukturen und verschiedene Unternehmens- und Arbeitsformen eng miteinander verzahnt sind, und es oft gar nicht so leicht, die richtigen Stellschrauben für mögliche positive Effekte für eine sozialökologische Transformation zu erkennen. Eine Kernerkenntnis war, dass es bei den identifizierten Stellschrauben wichtig ist zu unterscheiden, ob der Handlungsspielraum auf individueller Ebene (mikro), auf der Ebene von Organisationen/Unternehmen (meso) oder auf politisch-struktureller Ebene (makro) angesiedelt ist.
Im dritten Themenstrang konnten sich die Teilnehmenden über die Rolle des Staates für ein gelingendes Zusammenspiel zwischen der Gestaltung von Eigentumsstrukturen und dem Vorantreiben einer Sozialökologischen Transformation austauschen. Im Fokus lagen dabei die staatlichen Möglichkeiten, aber auch die Verantwortung des Staates in Bezug auf Entscheidungsmacht- und ressourcen, die bei strukturellen Änderungen ansetzen können
Aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven wurden Beispiele aus Bereichen des Gemeinnützigkeitsrechts, dem Finanzsektor, Mobilität, Ernährung und Wohnen diskutiert.
Da die Zeit schnell verging, gab es mehr Fragen als Antworten - umso größer war daher das Interesse, die Diskussionen in den Pausen und hoffentlich auch zukünftig im Rahmen weiterer Veranstaltungen fortzusetzen.
Ein besonderes Highlight war die gemeinsame Fishbowl-Diskussion mit Prof. Silke van Dyk, Prof. Klaus Dörre und Peter Siller (Leiter des Stabs für Transformationspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz). Interessante Aspekte waren zum Beispiel die Unterscheidung zwischen öffentlichem und staatlichen Eigentum, die Praxis-Herausforderungen für stärker demokratische und partizipative Eigentumsstrukturen sowie die durchgehend wiederkehrende offene Frage zu Möglichkeiten der Umverteilung von Eigentum und der Entscheidungsmacht darüber.
Nach so einem intensiven ersten Tag tat es gut, die Eindrücke am zweiten Tag sowohl in kleiner als auch großer Runde etwas sacken zu lassen und gemeinsam einzuordnen.
Finale Antworten haben wir immer noch keine – dafür jedoch Menge spannende offene Fragen und Gedankenstränge, die uns sicher in unseren nachfolgenden Projekten begleiten und prägen werden.
Die Kooperationsveranstaltung wurde partizipativ und im Konsens in einem Organisationsteam von neun Menschen organisiert. Zum Organisationsteam gehörten vom SFB Karlotta Böthig, Helena Gräf, Dr. Eduaro Relly, und Christine Schickert, sowie von der Heinrich-Böll-Stiftung Sinje Grenzdörffer, Josef Kaiser, Friederike Mainz, Matthias Middendorf und Fabian Pindus.